OpenAI hat angekündigt, seine Unternehmensstruktur zu ändern und zur sogenannten Public Benefit Corporation (PBC) zu werden. Ziel von OpenAI: die Entwicklung einer künstlichen Allgemeinintelligenz (AGI, Artificial General Intelligence) zum Nutzen der gesamten Menschheit. Die Mission, dies zu erreichen, will sich das Unternehmen so langfristig sichern, um auch Geldgeber zu erreichen. Diese sind für die kostspielige Entwicklung nötig.
Weniger Non-Profit, mehr PBC
OpenAI wurde 2015 als gemeinnützige Organisation gegründet, mit der Absicht, die AGI zu erforschen und die Ergebnisse gerecht zu verteilen. In den Anfangsjahren war das Unternehmen auf Spenden angewiesen, darunter 137 Millionen US-Dollar von privaten Spendern. Zusätzlich wurden Cloud-Ressourcen von Partnern wie Amazon, Microsoft und Google bereitgestellt.
Mit steigenden Anforderungen an Rechenleistung und Entwicklern/Talenten akquirierte OpenAI 2019 Investitionen über eine Milliarde US-Dollar durch die Einführung einer hybriden Struktur. Durch diese Mischform konnte OpenAI kapitalorientierter arbeiten, während eine gemeinnützige Dachorganisation die Kontrolle behielt.
Die geplante PBC-Struktur soll nun Investitionen in ähnlichem Umfang sicherstellen, dabei aber auch dafür sorgen, dass OpenAI seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht wird. Die Non-Profit-Einheit wird Anteile an der neuen Public Benefit Corporation halten, deren Wert von unabhängigen Beratern festgelegt wird. Damit beabsichtigt OpenAI, die Non-Profit-Dachorganisation zu einer der bestausgestatteten Organisationen in Bereichen wie Gesundheit, Bildung und Wissenschaft auszubauen.
Widerstand gegen die Umstrukturierung
Die geplante Non-Profit to Profit Umwandlung stößt jedoch auf Widerstand. Eine der lautesten Stimmen ist die gemeinnützige Organisation Encode Justice. Sie setzt sich für eine sichere und verantwortungsvolle Entwicklung von künstlicher Intelligenz ein und arbeitet an Projekten wie der US-AI-Sicherheitsgesetzgebung, der Zusammenarbeit mit dem Weißen Haus und der kalifornischen Gesetzgebung (z. B. SB 1047).
Elon Musk war Geldgeber, Mitgründer und Unterstützer von OpenAI, hat jedoch im November Klage eingereicht, um die geplante Änderung zu verhindern. Er wirft OpenAI vor, ihre philanthropische Mission aufgegeben zu haben und durch wettbewerbswidrige Praktiken Rivalen, einschließlich seines eigenen AI-Startups xAI, Kapital zu entziehen.
Geoffrey Hinton, oft als „Godfather of AI“ bezeichnet, hat mehrfach öffentlich Kritik an OpenAI geäußert und Musks Vorgehen unterstützt. Er wirft dem Unternehmen vor, sich zunehmend auf Profite statt auf Sicherheit zu konzentrieren. Laut Hinton gefährdet die Neuorganisation grundlegende Prinzipien, die OpenAI einst auszeichneten, und sendet ein schlechtes Signal an andere Akteure im Bereich künstlicher Intelligenz.
OpenAI’s Wettbewerbsvorteil durch PBC: Gemeinwohl vs. Gewinnmaximierung
Die Umstellung auf eine PBC adressiert Spannungen zwischen dem ursprünglichen gemeinnützigen Ansatz und den Anforderungen des Marktes. CEO Sam Altman erklärte, dass eine Anpassung unabdingbar sei, um das Vertrauen von Investoren, etwa Microsoft nach einem Konflikt im November 2023, zurückzugewinnen und die langfristige Mission von OpenAI nicht zu gefährden.
Kritiker befürchten jedoch, dass die PBC-Struktur den Fokus von OpenAI von Sicherheit und Gemeinwohl hin zu kommerziellen Interessen verschieben könnte. Ehemalige Mitarbeiter haben das Unternehmen verlassen, da sie besorgt sind, dass kommerzielle Produkte auf Kosten der Sicherheit priorisiert werden.
Einer von ihnen, Miles Brundage, äußerte öffentlich seine Bedenken, dass die gemeinnützige Einheit zu einer Nebensache werden könnte, während die PBC wie ein normales gewinnorientiertes Unternehmen agiert.
Die PBC-Struktur kombiniert zwar gewinnorientierte Flexibilität mit einer rechtlichen Verpflichtung zum Gemeinwohl, aber Organisationen wie Encode warnen davor, dass diese Verpflichtungen im rechtlichen Rahmen einer PBC abgeschwächt sein könnten, so TechCrunch.
Bereits Firmen wie Anthropic (Claude) oder xAI (Grok) setzen ähnliche Modelle um. Im Zuge der Umstrukturierung wird die operative Kontrolle stärker bei der gewinnorientierten Businesseinheit liegen, während die Non-Profit-Organisation die strategische Richtung beeinflussen wird.
Der Wettbewerb im Bereich Artificial Intelligence wächst täglich. Unternehmen wie Google, Meta und zahlreiche Open-Source-Projekte treiben die Entwicklung rasant voran. OpenAI benötigt erhebliche Kapitalreserven, um in diesem Umfeld mitzuhalten. Dies erfordert nicht nur neue oder verbesserte Modelle, sondern auch finanzielle Unabhängigkeit, um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben.