Mira Murati, die langjährige Chief Technology Officer (CTO) bei OpenAI, gab am 25. September d.J. nach sechseinhalb Jahren ihren Abschied bekannt. In einer Mitteilung auf X äußerte sie: “Es gibt nie den perfekten Moment, um sich von etwas Geschätztem zu trennen, aber dieser Zeitpunkt erscheint passend.”
I shared the following note with the OpenAI team today. pic.twitter.com/nsZ4khI06P
— Mira Murati (@miramurati) September 25, 2024
Während ihrer Zeit bei OpenAI war Murati an der Entwicklung von KI-Systemen wie ChatGPT, DALL-E, und Sora beteiligt und nahm Einfluss auf die Forschungsrichtung des Unternehmens. Projekte wurden von ihr von der Konzeption bis zur Veröffentlichung vorangetrieben.
Fragen über Fragen.
Die zukünftige Ausrichtung von OpenAI und ob weitere Veränderungen in der Führungsriege erwartet werden müssen, ist nicht leicht zu beantworten.
Mira Murati verlässt OpenAI und andere gehen mit
Muratis Entscheidung OpenAI zu verlassen, ist nicht die einzige Veränderung im Führungsteam.
Kurz nach ihrer Ankündigung kam bereits der nächste Hammer:
CEO Sam Altman verkündete den Weggang von Bob McGrew (Chief Research Officer) und Barret Zoph (Vizepräsident für Forschung). In einer Abschiedsnachricht lobt Bob McGrew die Firmenentwicklung. So wurde OpenAI von einem gemeinnützigen Non-Profit-Unternehmen zum “wichtigsten Forschungs- und Entwicklungsunternehmen der Welt”.
I just shared this with OpenAI: pic.twitter.com/1gTCbigdsS
— Bob McGrew (@bobmcgrewai) September 26, 2024
Laut Altman sind die Entscheidungen unabhängig voneinander getroffen worden. Die Häufung von Abgängen auf höchster Ebene sind allerdings bemerkenswert. Sie sind Teil einer ganzen Serie von personellen Veränderungen.
Altman bedankte sich bei Murati für ihre Dienste und betonte, dass Führungswechsel in einem schnell wachsenden Unternehmen natürlich seien. Er sagte: „Ich werde natürlich nicht behaupten, dass es normal ist, dass dieser so abrupt ist, aber wir sind kein normales Unternehmen.“ Außerdem kündigte er an, dass sechs weitere Personen neue Rollen übernehmen würden.
Im Mai verließen OpenAI-Mitbegründer Ilya Sutskever und der ehemalige Sicherheitsleiter Jan Leike das Unternehmen. Im August folgte John Schulman mit einem Wechsel zum Wettbewerber Anthropic.
Ilya Sutskever hat seitdem sein eigenes KI-Unternehmen gegründet. Jan Leike äußerte Kritik und meinte, dass bei OpenAI die Sicherheit „hinter glänzenden Produkten zurückstehe“. Auch Greg Brockman, Präsident und Mitbegründer von OpenAI, kündigte im August an, dass er bis Ende des Jahres ein Sabbatical nehmen wird.
Die Rolle von Murati während Altmans Abwesenheit
Interessanterweise übernahm Murati die Position der Interims-CEO während der kurzzeitigen Entlassung von Sam Altman durch das Board im November 2023. Man sei zu dem Entschluss gekommen, dass die Kommunikation mit dem Gremium nicht immer aufrichtig gewesen sei.
Ihre damalige Ernennung und Altmans anschließende Rückkehr gehören zu den dramatischen Ereignissen in den Führungsstrukturen bei OpenAI. Muratis Führungsqualitäten wurden in dieser Zeit hervorgehoben, was ihren jetzigen Abschied umso überraschender macht.
Was bedeutet das für die Zukunft von OpenAI?
Parallel zu Muratis Abschied berichtet eine vertrauliche Quelle, dass OpenAIs Vorstand eine Umwandlung in ein gewinnorientiertes Unternehmen erwägt. Der gemeinnützige Zweig soll dabei als eigenständige Einheit fortbestehen. Diese strategische Anpassung könnte Investitionen erleichtern und Mitarbeitern ermöglichen, ihre Anteile zu veräußern. Muratis Abgang könnte im Kontext einer größeren Neuausrichtung und Umstrukturierung des Unternehmens stehen.
Wie stabil ist also OpenAI? Wenn das Unternehmen kurz vor der Fertigstellung von Artificial Superintelligence (ASI) oder aktuell fast Artificial General Intelligence (AGI) stehen könnte – warum verlassen dann solche Koryphäen das Schiff?
Der YouTuber TheAIGRID vergleicht dies mit der Mondlandung. Welches NASA-Mitglied würde freiwillig darauf verzichten, nicht in die Geschichte einzugehen?
Expansion und Herausforderungen
Eines ist sicher – OpenAI wird weiterhin die Richtung angeben. Es ist und bleibt ein Zugpferd, an dem sich andere Konzerne messen. Erst vor Kurzem wurde bekannt, dass OpenAI eine Finanzierungsrunde von 6,5 Milliarden Dollar anstrebt, die das Unternehmen auf einen Wert von über 150 Milliarden Dollar bringen könnte. Thrive Capital plant eine Milliarde Dollar zu investieren, und auch Tiger Global, Microsoft, Nvidia und Apple haben Interesse bekundet.
OpenAIs schnelles Wachstum seit der Einführung von ChatGPT Ende 2022 hat seinen Preis. Mitarbeiter bemängeln das schnelle Wachstum und dass es sich schlecht auf die Sicherheit von AI auswirkt. Jan Leike betonte, dass die Sicherheit bei OpenAI zugunsten „glänzender Produkte“ vernachlässigt werde.
Jetzt, wo Mira Murati weg ist, muss aber erst einmal jemand Neues her.